Einführung zum Thema Wasserwerte von Anton Gabriel

Ein einführender Beitrag über Wasserwerte und Wasserinhaltsstoffe im Aquarium von Anton Gabriel

 

Ing. Anton Gabriel

Wasser
ist im Aquarium ein recht komplexer Stoff. Viele gelöste und ungelöste
Bestandteile ergeben die Mischung, in der sich unsere Pfleglinge
(Pflanzen und Fische) wohl fühlen, weniger wohl fühlen oder sogar
lebensbedrohlich wirken kann.

Bestandteile bzw. Eigenschaften die wir messen können werden manchmal etwas genauer beschrieben..

 

Eine markante Eigenschaft des Wassers ist die Temperatur,
die wir mit Aquariumthermometeren mit gefärbter Alkoholfüllung messen
können (ziemlich ungenau – bis 5 Grad Fehler möglich) oder elektronisch
mit Temperaturfühler an einem Messgerät (teuer) oder durch an die
Scheibe geklebte Streifenthermometer, welche recht genau und praktisch
sind. Die Temperatur ist je nach Fischart von 18 bis 30 Grad für
tropische Fische erforderlich – meist ist ein Wert von 25 Grad C ok.
Erhöhen durch (geregelte) Heizer. Absenken: durch kleine Ventilatoren,
welche auf die Wasseroberfläche blasen und die Verdunstungswärme dem
Wasser entziehen und so recht problemlos die Temperatur auch um 5 Grad
tiefer als die Umgebung senken können.
Wichtigkeit: hoch

Die Farbe
des Wassers ist normalerweise farblos und durchsichtig (wenn nicht
gezielt durch z.B.: Torfextrakt eine Färbung des Wassers herbeigeführt
wird). Wenn das Wasser, ohne besondere Behandlung langsam gelblich
wird, dann ist das ein Anzeichen, dass das Wasser durch Gelbstoffe zu
alt wird und gewechselt gehört. Testen kann man das, indem man einen
weißen kleinen Teller halb ins Wasser hält (im hinteren Teil des
Aquariums) und von vorne den Teller ansieht; wenn der Teller im Wasser
deutlich gelber wird, ist das Wasser zu alt. Wenn man regelmäßig Wasser
wechselt, sollte keine Gelbfärbung des Wassers auftreten.
Wichtigkeit: Mittel

Der pH-Wert des
Wassers – die sog. „Wasserstoffionenkonzentration“ sagt aus, ob das
Wasser sauer oder basisch ist. Das Wasser ist neutral, wenn der pH-Wert
bei 7 liegt, sauer unter 7 bis vielleicht 5 und über 7 bis vielleicht
8,5 ist das Aquariumwasser basisch. Beeinflusst wird das durch gelöste
Salze, z.B.: Karbonate und Bikarbonate – der sogenannte „Kalk“ im
Wasser, welcher den pH-Wert hebt oder durch Säuren und Laugen, z.B.:
Kohlensäure (insbesondere bei CO2-Düngung), Salpetrige Säure (welche
beim Umbau von Eiweißstoffen aus Futter und Ausscheidungen der Fische
entsteht) oder zugeführte Säuren z.B.: aus Torf oder Erlenzäpchen.
Messen
können wir den pH-Wert durch Teststreifen (meist recht ungenau),
Tropfentests (ok), und elektronisch (recht genau aber etwas teuer und
wartungsbedürftig). Meist wollen wir den pH-Wert senken (Leitungswasser
hat meist pH 8,5), was am Zielführendsten durch Absenken der
Karbonathärte auf bis zu 3 Grad KH und erst anschließende Zufuhr von
pH-senkenden Mitteln erreichen.
Wichtigkeit: sehr hoch

Karbonate und Bikarbonate sind über die Karbonathärte
messbar und stellen meist mit CO2 und geringfügigen anderen Säuren den
pH-Wert dar (KH hebt und Säuren senken). Je nach Fischart kann die
Karbonathärte unter ein Grad KH (nur bei Zucht von Weichwasserfischen
oder sehr erfahrenen Aquarianern) und etwa 3 bis 15 – durchschnittlich
6 Grad KH betragen.
Die Messung ist mit Teststreifen (meist
ungenau) und Tropftests (hinreichend genau) möglich. Die Hebung kann
durch Zugabe von Natriumbikarbonat (Speisesoda), die Senkung durch
Wasserwechsel mit weichem Wasser (dest. Wasser, Austauscherwasser,
Osmosewasser) erfolgen.
Wichtigkeit: hoch

Calcium
ist in der Härte enthalten und beträgt wenige Milligramm pro Liter bis
einige 10 mg/l. Eine gesonderte Messung ist möglich (Tropftests) aber
im Süßwasser nicht erforderlich.
Wichtigkeit: gering

Magnesium ist in der Härte enthalten und es gilt das Selbe wie bei Calcium. Eventuelle Hebung mit Magnesiumsulfat.
Wichtigkeit: gering

Sulfat
ist in der Härte enthalten und beträgt weinige bis einige 10 mg/Liter.
Eine gesonderte Messung ist nicht möglich (nur mit giftigen
Messmitteln) und auch nicht erforderlich. Hebung durch Gips im Wasser.
Wichtigkeit: gering

Ammonium/Ammoniak
entsteht als eine der ersten Stufen bei der sog. Nitrifikation – des
durch hauptsächlich von Bakterien bewirkten Umbaus von Eiweißstoffen
etc. besonders aus Futter und Ausscheidungen der Fische beginnend über
Ammonium/Ammoniak zu Nitrit und zum vorläufigen Endprodukt Nitrat. Die
Wirkung von Ammonium/Ammoniak ist vom pH-Wert abhängig. Im sauren
Bereich liegt nur ungiftiges Ammonium vor – im basischen Bereich auch
etwas giftiger Ammoniak. Geringe Mengen sind im Aquarium harmlos und
werden sogar von den Pflanzen als Nahrung aufgenommen. Im Aquarium sind
normalerweise nur Spuren feststellbar. Wenn einige zehntel Milligramm
pro Liter zu messen sind, dann kann es sich um ein neu eingerichtetes
Aquarium handeln (noch nicht „eingefahren“) oder es liegen größere
Probleme vor (z.B.: ungeeignete Filterung, Überfütterung, zu viele
Fische) – diesfalls ist jedenfalls ein Wasserwechsel zur Reduzierung
des Wertes sinnvoll und anschließende Behebung der Ursache. Für die
Messung gibt es relativ genaue Tropftests. Senkung durch Wasserwechsel.

Wichtigkeit: beim Einfahren sehr hoch, sonst hoch

Nitrit
ist wie bei Ammonium/Ammoniak angegeben die nächste Stufe des
bakteriellen Umbauverfahrens, welches zum Teil im Filter und zum Teil
im Bodengrund/Mulm erfolgt. Nitrit ist für Fische hochgiftig und sollte
im Aquarium nicht nachweisbar sein – anderenfalls rascher und massiver
Wasserwechsel (außer beim „Einfahren“). Beim „Einfahren“ eines neuen
Beckens zeigt das Ansteigen und anschließende Abfallen des Nitritwertes
(Nitritspitze) den Beginn der richtigen Funktion der Nitrifikaltion und
Filterwirkung an. Die Messung erfolgt mit Streifentests (manchmal sehr
ungenau) und durch Tropfentests. Senkung durch Wasserwechsel.
Wichtigkeit: beim Einfahren sehr hoch, sonst hoch

Nitrat ist
verhältnismäßig harmlos im Aquarium, dienst wegen Mangel an Ammonium
als Pflanzennahrung – im Übermaß soll es ja Algen fördern – und zeigt
meist durch stetiges Ansteigen das Erfordernis eines Wasserwechsels an.
So zwischen 25 bis 50 mg/ Liter sollte es spätestens soweit sein.
Nitrat kann mit Streifen (nicht sehr genau) und mit Tropftests gemessen
werden. Hebung (in seltenen Fällen bei zu großem Bedarf der Pflanzen
und wenigen Fischen möglich) duch Kaliumnitrat – Senkung durch
Wasserwechsel.
Wichtigkeit: mittel

Chlorid
ist im Süßwasseraquarium ein Spurenelement und für die Pflanzen als
Nährstoff in geringem Maß erforderlich. Im Aquarium sammelt es sich nur
ähnlich wie das Nitrat an – nur dass Nitrat von Pflanzen aufgenommen
werden kann – Chlorid nur in sehr geringem Ausmaß. Tatsächlich reichert
sich Chlorid im Aquarium durch Futter und Ausscheidungen oft schneller
an las Nitrat und ist eigentlich der geeignetere Anzeiger für einen
Wasserwechsel. Chlorid im hohen Ausmaß (über 100 bis 200 mg/l) schädigt
viele Pflanzen (gelb werden – Chlorose). Chlorid ist mit Tropfentests
messbar, auch wenn es in der Aquaristik nur wenig angewendet wird.
Senkung durch Wasserwechsel.
Wichtigkeit: mittel

Kalium
ist ein lebensnotwendiger Stoff für Tiere und Pflanzen und ist im
Aquarium meist zu wenig vorhanden (Sollwert etwa 5 mg/Liter). Die
Kaliummessung ist leicht mit Tropftests möglich und bei
Pflanzenproblemen anzuraten. Hebung durch Zugabe von Kaliumcarbonat,
Senkung durch Wasserwechsel (meist nicht erforderlich).
Wichtigkeit: mittel, bei Pflanzenproblemen hoch

Mangan
ist ähnlich wie Eisen als Spurenelement für Pflanzen erforderlich (etwa
0,05 mg/l). Die Messung ist möglich und bei Pflanzenproblemen
anzuraten. Hebung durch Zugabe von Mangan2Sulfat (chelatiert), Senkung
meist nicht erforderlich.
Wichtigkeit: mittel, bei Pflanzenproblemen hoch

Eisen
ist für die Pflanzen als Spurenelement erforderlich (etwa 0,1 mg/l).
Die Messung ist möglich und bei Pflanzenproblemen anzuraten. Eisen
fällt (wie auch Mangan) im Aquarium leicht als Feststoff aus, sodass es
meist mit sog. Chelatoren (verhindern das Ausfallen) verbunden im
Aquarium als Dünger zugegeben wird. Weitere Details zu Eisen im
Eisenbeitrag. Die Messung ist mit Tropftests möglich und sollte bei
Düngung oder bei Pflanzenproblemen erfolgen. Der Test sollte
chelatiertes Eisen messen können. Hebung durch Zugabe von Eisen3Sulfat
(als Hydrat, chelatiert), Senkung durch Wasserwechsel.
Wichtigkeit: mittel, bei Pflanzenproblemen hoch

Phosphat
ist in geringen Mengen für die Pflanzen als Dünger erforderlich (bis
vielleicht 0,5 mg/l). Im Aquarium ist meist mehr als genug Phosphat
vorhanden (oft 2 und mehr mg/l). Nachdem Phosphat meist genug zur
Verfügung steht und auch Algenwachstum fördern soll, wollen wir den
Phosphatwert durch Wasserwechsel gering halten. Die Messung erfolgt mit
Tropfentests recht genau. Eine Hebung ist meist nicht erwünscht.
Wichtigkeit: gering, bei Algenproblemen hoch

Kohlendioxid (CO2)
ist im Aquarium in geringem Ausmaß für das gute Pflanzenwachstum
erforderlich. In nicht so stark bepflanzten Aquarien ist CO2 oft
ausreichend vorhanden, in stark bepflanzten und belichteten Aquarien
kann CO2 zur Mangelware werden und kann dann durch Hefegehrung erzeugt
oder mittels industrieller Speicherung in Druckflasche zur Verfügung
gestellt werden. Die Einleitung erfolgt über ein CO2-Düngesystem oder
im einfachsten Fall durch einen Holzausströmer.
Nur in seltenen
Fällen sind mehr als 5 bis 10 mg/l erforderlich – über 20mg/l
eigentlich nie und sollte im Interesse unserer Fische auch nicht
überschritten werden. Die Messung erfolgt durch Tropftests, wo man
durch die sog. Differenzmethode (Messung in Aquariumwasser und dann im
stark belüftetem Aquariumwasser – die Differenz ergibt den CO2-Wert
sehr genau und unbeeinflusst von anderen Laugen und Säuren im Aquarium)
Genauigkeiten von 2 mg/l erreichen kann. Die sog. Dauertests sind
hoffnungslos ungenau (bis 100 Prozent Falschanzeige und mehr). Hebung
durch CO2-Düngung, Senkung durch Belüftung des Wassers.
Wichtigkeit: gering, bei CO2-Düngung sehr hoch

Sauerstoff
ist im Aquarium eigentlich nie zu wenig – außer man hat hoffnungslos zu
viele Fische samt entsprechender Fütterung, oder: man bewegt die
Wasseroberfläche zu wenig (um das CO2 für die Pflanzen nicht aus dem
Wasser zu treiben). Im Interesse unserer Hauptpfleglinge sollten wir
dem Sauerstoffwert Vorrang vor dem CO2 geben! Unter einen Wert von 4
mg/Liter ist es nie erforderlich, dass der Sauerstoffgehalt im Wasser
absinkt. Der Sauerstoffgehalt kann mit Tropftests gemessen werden oder
sehr genau und teuer elektronisch. Hebung durch Belüftung, Senkung
nicht erwünscht.
Wichtigkeit: mittel, bei geringer Wasserbewegung sehr hoch.

Grundsätzlich
sei noch angemerkt, dass praktisch alle Messungen auch billig im
Eigenbau möglich sind (siehe auch mein WWW-Seitlein) … das ist
vielleicht etwas für Fortgeschrittene oder für Aquarianer mit größerem
Bedarf an Meßmittel oder für Vereine … oder für besonders
Interessierte…

Schöne Grüße, Anton Gabriel anton-gabriel.at

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