Ein kleines Riffaquarium von Anton Gabriel
Der billige und einfache Einstieg in die Salzwasseraquaristik mit einem kleinen Riffaquarium von Anton Gabriel
Das wird keine Einführung in die Salzwasseraquaristik, dazu gibt es dicke Fachbücher .
Das wird auch nicht ein Beitrag über Riffaquaristik – ein schönes grosses Riffaquarium setzt Mindestanforderungen voraus, die finanziell über 1000 Euro liegen.
Das wird auch kein Beitrag über sogenannte „Nanoriffs“ – das ist mir denn doch zu klein (ohne weiteren Kommentar 😉 ).
Der Beitrag befasst sich mit dem einfachen Einstieg in die Riffaquaristik mit Aquarien von 50 bis über 100 Litern und mit den Minimalanforderungen um den Anfang so günstig als möglich zu machen.
Riffaquarium heißt ein Salzwasseraquarium, welches eine Korallenlandschaft nachahmt – mit Korallen und Anemonen und sehr wenigen Fischen. Nicht gemeint ist ein Salzwasserfischaquarium, welches hauptsächlich höhere Algen und Fische beinhaltet und so ähnlich wie im Süßwasser regelmäßigen größeren Wasserwechsel bedarf (hier im Salz nur teurer). Wenn der Einstieg einmal funktioniert, dann kommt der Wunsch nach mehr oft ganz von selbst.
Um und Auf der Salzwasseraquaristik ist die Verhinderung von größeren Schadstoffmengen, welche im Endeffekt Nitrat ergeben und dagegen sind viele Riffbewohner empfindlich. Schon über 10mg/l Nitrat vertragen viele Riffbewohner nicht mehr. Die Konsequenz daraus ist, dass man sehr wenige (fast keine) Fische hält und auch sonst nur Tiere hält, welche kein Plankton oder Fleisch von Muscheln oder Fischen als Futter brauchen. Aber auch hier ist die Auswahl noch sehr gross. Lederkorallen, Scheibenanemonen, Krustenanemonen, Röhrenkorallen, Xenia, Riffbarsche, Grundeln …
Wie geht man es an:
Das Aquarium muss salzwassergeeignet sein – das sind alle neueren Becken – geradeeinmal alte Rahmenbecken sind nicht geeignet oder Becken, die aus Zierde oben einen Zier-Metallrahmen eingeklebt haben sind auch nicht geeignet (es kommt gegebenenfalls zu Metallvergiftungen).
Das Becken wird meist offen betrieben, weil Abdeckgläser oft schon in Stunden durch das Salzwasser fast undurchsichtig werden. Als Beleuchtung ist sehr helles und nicht rotes Licht sinnvoll. Hell, weil Korallen meist lichtbedürftig sind (wegen der sog. Zooxantellen – das sind in der Koralle eingelagerte Algen, die in Symbiose mit den Korallen leben und von denen die Korallen leben). Leuchtstofflampen so viele als möglich oder ein 70 W HQI-Strahler (Lichtfarbe D oder blauer – teuer). Nicht rot: weil rotes Licht die Algen mehr fördert. Die Beleuchtungsdauer ist anfans wenige Stunden und wird in 2 Wochen auf 12 Stunden pro Tag gesteigert.
Das Wasser wird mit fertigem Salzgemisch angesetzt. Da Leitungswasser praktisch immer Silikate enthält, was im Salzwasser zu einer andauernden Plage von braunen Schmieralgen führt, muss man mit destilliertem Wasser ansetzen oder Wasser aus einer Umkehrosmoseanlage verwenden. Vollentsalzer sind meist nicht geeignet, weil sie sehr rasch Silikat durchlassen.
Das Wasser kann mit der richtigen Menge Salz gleich im Becken angesetzt werden und wird mit einem Dichtemesser auf richtige Dichte gemessen und eingestellt. Anschliessend wird einige Tage das Wasser intensiv belüftet (Luftpumpe und Ausströmerstein). Man kann auch ein paar Zentimeter Korallenbruch als Bodengrund einbringen. Was man gleich nach Befüllen in Betrieb nimmt, sind Wasserumwälzpumpen. Das Aquariumwasser muss immer in Bewegung sein – wie eben in einem Korallenriff – in unserem Miniriff machen das kleine Umwälzpumpen, die mindestens die 5-fache Stunden-Leistung haben sollen als der Wasserinhalt (also mindestens 400 Liter pro Stunde bei 80-Liter Becken). Die Pumpen müssen salzwassergeeignet sein.
Nach so einer Woche (wenn auf der Packung der Salzmischung nichts anderes draufsteht) kann man man dann einige lebende Steine einbringen. Lebende Steine sind aus Riffen gewonnene alte poröse abgestorbene Korallenstöcke, die durch verschiedenstse Lebewesen wiederbelebt sind. In den Steinen siedeln sich auch vielfältige Bakterien an, welche dann auch die Nitrifikation und Denitrifikation im Wasser bewirken – sie sind der eigentliche Filter im Salzwasseraquarium. Hier die richtigen Steine zu erwischen ist meist Glückssache. Die Steine sollten beim Händler in einem hellen Becken gelagert sein und es sollte eine Wasserbewegung durch Pumpen gewährleistet sein. Auf den Steinen sollen kleine Lebewesen sichtbar sein (kleine Schwämme oder Anemonen oder Algen etc.). Wer die Möglichkeit hat, kauft lebende Steine von zwei verschiedenen Händlern. Wie viele: mindestens, dass der halbe Boden bedeckt ist – mehr nach Belieben. Man kann auch einige „tote“ poröse Steine daruntermischen – die besiedeln sich sehr rasch.
Ab jetzt spielt sich dramatisches in unserem frischen Salzwasserbecken ab: viele der Lebewesen sterben und es beginnen ähnlich wie im Süßwasser schön langsam sich die richtigen Bakterien für die Nitrifikation zu vermehren – nur der Filter sind die porösen Steine. Einen extra- biologischen Filter verwenden wir nicht, da er nur sehr rasch alle Abfallstoffe in Nitrat verwandelt. Höchstens einen klienen Schnellfilter, der grobe Partikel absaugt und alle 2 bis 3 Tage gereinigt wird. Auch ein Abschäumer (der ansonsten hervorragende Dienste leistet) ist bei dem hier vorgeschalgenen Besatz nicht erforderlich.
Man kann das Ansteigen von Ammonium messen, dann geht Ammonium zurück und Nitrit steigt und schliesslich sinkt Nitrit auf nicht nachweisbar ab und der Nitratwert ist vorhanden. An sich muss der Nitratwert schön langsam gegen Null steuern – dann funktioniert auch die Denitrifikation. Hier sollte man einen verlässlichen Nitrattest für Salzwasser verwenden, der auch unter 5 mg Nitrat pro Liter anzeigen kann.
Ist der Nitratwert auf dem Rückzug, dann kann man pro 50 Liter Aquarium einen kleinen Fisch bis 5 Zentimeter einsetzen. Jetzt kann es noch Wochen dauern. bis sich das Becken soweit stabilisiert, dass die Algen – die jetzt überall wachsen – auf dem Rückzug sind. Es hat noch keinen Sinn Korallen und Anemonen einzusetzen, solange Algen noch alles überwuchern können. Hier wird die Geduld sehr auf die Probe gestellt – überhaupt denkt man im Salzwasser längerfristiger – schön wird das Becken nach etwa einem Jahr – so richtig ein Erlebnis mit etwa 2 Jahren.
Aber nach einigen Wochen, wenn die Algen sich auf dem Rückzug befinden kann man schön langsam Korallen und Anemonen (siehe oben) einbringen. Wer sparen will nimmt die kleinsten und billigsten Exemplare – im Becken wachsen sie zu grossen und schönen Exemplaren.
Zum Wasser: Salzwasser sollte eine Dichte von 1,023 bis 1,025 haben. Die Karbonathärte sollte etwa 10 betragen, der Calziumgehalt etwa 400 mg/l, der Magnesiumgehalt etwa 1300 mg/l und der pH-Wert sollte über 8 bis etwa 8,6 liegen >>> und das alles sollte man auch messen können (Calcium und Magnesium nur zu Beginn, da es kaum Verbraucher gibt – keine Steinkorallen – und das Wasser immer wieder etwas gewechselt wird, bleiben die Werte dann im erwünschten Bereich).
Es gibt verschiedenste Zusätze, welche man für die Korallen und für das Wasser für Salzwasser erhalten kann – man kann sie nach Beschreibung verwenden – insbesondere Aminosäurenkonzentrat für Korallen kann man verwenden. Alle anderen Zusätze für Spurenelemente kann man verwenden oder alle Monate 1/10 bis 1/4 des Beckeninhaltes durch frisches Salzwasser ersetzen – bei der geringen Wassermenge ist das machbar. So wird auch Calcium und Magnesium ergänzt.
Es fehlt z.B. ein Kapitel über Kalkversorgung: ist beim vorgeschlagenen Besatz an sich unnötig – durch zuweielen Wasserwechsle wird etwas frischer Kalk zugeführt und durch Auslaugung des Korallenbruchs der sehr geringe Verbrauch abgedeckt (keine Steinkorallen).
Die vorgeschlagene Vorgangsweise ist eine Möglichkeit sehr günstig im Salzwasser einzusteigen und mit geringen Einschränkungen ein sehr schönes kleines Wunderwerk zu schaffen – die Faszination des kleinen Riffbeckens begeistert mich immer wieder – die Korallen vermehren sich und die Kalkrotalgen zeigen die gute Entwicklung im Aquarium an – und zweimal konnt ich schon Jungfische von den gelben Demosellen entdecken – die natürlich nicht durchkamen – aber ganz so schlecht dürften sich die Tiere dann nicht fühlen
Schöne Grüße, Anton Gabriel anton-gabriel.at
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