Der Perlhuhnbärbling – (Celestichthys margaritatus)

Ulrico Czysch

Seitdem dieser kleine, ausgesprochen hübsche Karpfenfisch im September 2006 erstmals eingeführt wurde, erfreut er sich stetig zunehmender Popularität bei Aquarianern auf der ganzen Welt.

Dabei ist der Preis von sechs bis acht Euro, manchmal auch mehr, für einen Zwei-Zentimeterfisch nicht gerade niedrig – Grund genug, die Nachzucht zu versuchen. Es gibt aber noch einen gewichtigen weiteren Grund für Nachzuchtversuche: Infolge des regelmäßigen Exportes ließen sich schon nach wenigen Monaten an dem offenbar einzigen bekannten burmesischen Fundort immer weniger Tiere fangen. Die erste Nachzucht gelang Aquarianern des Bolton Aquarium in Lancashire, UK. In Deutschland versuchte sich Kurt Mack (siehe Firmenportrait in AP 4/2007) aus dem Saarland als einer der ersten erfolgreich an der Vermehrung. Neuesten Meldungen zufolge, auch von niederländischen Aquarianern, haben vier bis fünf Monate alte, also noch nicht ganz ausgewachsene Nachzuchttiere ihrerseits den ersten Nachwuchs hervorgebracht. Damit sollte der Fortbestand dieser Art in unseren Aquarien gesichert sein. Auch mich hat die Schönheit dieses kleinen Cypriniden sofort fasziniert, als ich ihn erstmals im November 2006 in einem Händlerbecken entdeckte. Aber der Preis und mein Informationsdefizit bewahrten mich vor dem Spontankauf.

 
 Die Männchen von Celestichthys margaritatus sind lebhafter gefärbt und
schlanker als die Weibchen. In der Afterflosse haben sie schwarze Streifen.
©Foto: F. Lowak

Als ich im Januar 2007 in einem Garnelenbecken wieder Platz hatte und über mehr Informationen verfügte, erwarb ich die bei meinem Händler übrig gebliebenen drei Fische. Er wollte keine mehr nachbestellen, weil der Verkauf über die Zeit zu schleppend verlaufen war, was wohl am Preis gelegen hat. So waren diese drei Tiere natürlich nicht im besten Zustand, aber mit der Zeit und regelmäßiger Fütterung mit Artemia-Nauplien, kleinen roten Mückenlarven und fein zerriebenem Trockenfutter päppelte ich die beiden Männchen und ein Weibchen wieder auf. Obwohl das Aquarium stark mit Pflanzen verkrautet war, verhielten sich die Fische scheu. Nachwuchs stellte sich auch nicht ein, was ich auf die ebenfalls in dem Becken lebenden grünen Zwerggarnelen (Caridina cf. babaulti „Green“) zurückführe. Im Februar erwarb ich dann nochmals zehn C. margaritatus zu einem etwas günstigeren Preis (Dank an Ralf Rombach!). Alle Tiere kamen in ein stark verkrautetes 60-Zentimeter-Aquarium zu drei eben halbwüchsigen Tequila-Kärpflingen (Zoogoneticus tequila). In der Gegenwart dieser Beifische zeigten sich die „Galaxys“ nun zwar nicht mehr scheu, aber an Nachwuchs war natürlich auch nicht zu denken. Je mehr Berichte ich von der wohl gar nicht so schwierigen Vermehrung dieser kleinen Fische las, desto mehr juckte es mich in den Fingern, meine „Perlhühner“ ebenfalls zum Ablaichen zu bringen.

 
 Die Weibchen von Celestichthys margaritatus sind fülliger, blasser gefärbt
und die Afterflose ist ohne Streifen. ©Foto: G. Ott

So ließ ich mir schließlich ein 70 x 25 x 25 Zentimeter großes Keilbecken anfertigen, auf das ich aber erst einmal vier Wochen warten musste. In diesem Behälter verwende ich gewaschenen Spielkastensand als Bodengrund. Zwischen die zu einem Keil mit Zwei-Millimeter-Spalt verklebten Scheiben passte ich noch einen leicht ansteigenden Laichrost ein. Darauf liegt ein Büschel Javamoos. Die übrige Einrichtung besteht aus einer Wurzel und wenigen weiteren Pflanzen. Schließlich sollen sich die Bärblinge für ihre Hauptbeschäftigung ja zum Javamoos hin orientieren. In dem Jungfischabteil befinden sich ein großes Büschel Javamoos und ein Sera-Innenfilter F 400, der für den nötigen Wassersog sorgt, um die unter dem Laichrost geschlüpften Larven in das richtige Abteil zu ziehen. Alle zwei Tage ersetze ich zehn Liter durch frisches Leitungswasser. Als Beleuchtung dient eine Abdeckung für ein 40 x 25 Zentimeter großes Becken. Ein Heizer ist nicht vorhanden. Als Beifische bevölkern sechs Gelbbauch-Metallkärpflinge (Girardinus metallicus) das Becken. Von ihrer Lebhaftigkeit her passen sie nicht nur gut zu den C. margaritatus, sondern sie scheinen ihnen auch ein „Alles in Ordnung“-Gefühl zu vermitteln und nehmen ihnen so die Scheu. Die Celestichthys lebten sich sofort gut ein. Von Anfang an begannen die Männchen, vor allem in den Morgenstunden, ein emsiges Treiben, das aus Umwerben der Weibchen, Locken ins Javamoos und Vertreiben von Nebenbuhlern besteht.

 
 Etwa vier Tage nach dem Ablaichen erfolgt der Schlupf der
wimpergroßen, dunkel pigmentierten Larve, die sich mit dem
Kopf an der Scheibe oder an Pflanzen anheften.
©Foto: U. Czysch

Schon eine Woche nach dem Einsetzen der Fische entdeckte ich die erste Larve, tags darauf die zweite, und täglich werden es mehr. Nach der Eiablage vergingen etwa vier Tage bis zum Schlupf der wimpergroßen, dunkel pigmentierten Larve, die sich mit dem Kopf an der Scheibe oder am Javamoos anheftet. Nach weiteren drei Tagen schwimmt das Fischlein frei, und ihre Körperfarbe wird heller. Nun muss mehrmals täglich mit Infusorien gefüttert werden (ich verwende Protogen Granulat aus dem Zoofachhandel), bis die Jungfische nach weiteren vier bis fünf Tagen groß genug sind, um frisch geschlüpfte Artemia-Nauplien zu bewältigen. Mit diesem Zeitpunkt ist das Schwierigste überstanden. Die „Experten“ in den Internet-Foren scheinen die gezielte Celestichthys-Vermehrung schon wieder zurückgeschraubt zu haben und zur nächsten Herausforderung übergegangen zu sein… So weit bin ich aber noch nicht. Da gerade wieder zwei 40-Zentimeter-Aufzuchtbe-cken frei sind, steht dem Aufbau einer kleinen „Perlhuhn-Farm“ nichts im Wege, zumal der nähere Bekanntenkreis Interesse an Nachzuchttieren bekundet hat.

 
 In diesem „Keilaquarium“ (70 x 25 x 25) leben im linken Teil
13 Perlhuhnbärblinge (Celestichthys margaritatus) sowie
2 Weibchen und 4 Männchen des
Gelbbauch-Metallkärpflings (Girardinus metallicus).
©Foto: U. Czysch

Perlhuhnbärbling Wissenschaftlicher Name: Celestichthys margaritatus (ROBERTS, 2007); caelestis (lat.) = „himmlisch“; ichthys (gr,) = „Fisch“; marginatus (lat.) = „mit Perlen geschmückt“. Bekannt geworden ist dieser Bärbling aus der Unterfamilie Danioinae unter der Handelsbezeichnung Microrasbora sp. „Galaxy“.

Deutscher Name: Perlhuhnbärbling, Mini-Saibling

Herkunft:
Die Typusexemplare wie auch die gewerblich importierten Tiere stammen aus kleinen, flachen, durch Quellen gespeisten Tümpeln im offenen Grasland bei Hopong, Myanmar Größe: Weibchen bis zwei Zentimeter Gesamtlänge, Männchen etwas größer. Geschlechtsunterschiede: Männchen schlanker und an den Körperseiten dunkler, mit durchgehend rot gefärbter Afterflosse mit schwarzen Zeichnungselementen; Weibchen fülliger und heller, Flossen meist nur am Ansatz orange- bis hellrot. Aquarienhaltung: Mir ist die Nachzucht bei folgenden Wasserwerten gelungen: 11 °dGH, pH 7,5, Temperatur 22 bis 25 °C.

http://www.ulrico.de und „ATInfo“ 12/2007

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