Heinz Bela
Verbreitung und Biotop
Die Heimat unserer Kärpflinge ist Südwest-Nigeria bis West Kamerun. Dort leben sie in verkrauteten Gewässern mit Verstecken und Mulm.
Beschreibung
Die Grundfarbe unserer Fundulopanchax gardneri nigerianus ist ein kräftiges Blau, manchmal auch mit türkisgrünem Einschlag, das zur Bauchseite hin heller wird. Auf beiden Körperseiten befinden sich unregelmäßige, intensiv rote Punkte. Der Rücken weist einen gelb bis bräunlichen Farbton auf. Am Kopf verdichten sich die roten Punkte zu Strichen. Das Auge wird durch eine goldene Iris gekennzeichnet. In der After-, Rücken- und Schwanzflosse verläuft ein mehr oder weniger kräftiges rotes Band sowie ein breiter gelber bis orangefarbener Saum, der bis in die Flossenspitzen der Schwanzflosse ausläuft.
Untereinander sind die Männchen von Fundulopanchax gardneri nigerianus häufig aggressiv, daher sollte entweder nur eines oder eine größere Anzahl von Männchen gehalten werden. |
Die Weibchen dagegen besitzen einen braunen Grundton, welcher mit wenigen blassenroten Punkten bestückt ist.
Nebenbei bemerkt: Es wurde im Jahr 1979 von H. F. Souza in Hawaii ein Vollalbino gezüchtet, der auch einen bestimmten Reiz aufweist.
Auch nicht laichbereite Weibchen von Fundulopanchax gardneri nigerianus können von den Männchen attackiert werden, darum sollte man immer mehrere Weibchen gemeinsam mit den Männchen pflegen. |
Haltung und Zucht
Wollen wir mehrere Paare von Fundulopanchax gardneri nigerianus in einem Aquarium pflegen, sollte es etwa 50 cm lang sein und gefüllt mit einem mittelharten Wasser, bei einem neutralen pH-Wert und einer Temperatur von etwa 23 °C. Der Bodengrund sollte aus Sand bestehen. Eine üppige Bepflanzung mit freiem Schwimmraum ist empfehlenswert. Wichtig sind auch Versteckmöglichkeiten für nicht laichreife Weibchen sowie unterlegene Männchen. Leider wird den schwächeren Männchen vom dominanten Männchen nachgestellt, was soweit führt, dass diese kleiner bleiben, ihre Schwanzflossenspitzen verlieren und die Farbe verblasst.
Trotz der Versteckmöglichkeiten zeigen sich unsere Fundulopanchax gardneri nigerianus sehr gerne, so dass man auf ihren Anblick nicht verzichten braucht. Besser ist es, sie in einem Artenbecken mit konformen Killifischen unterzubringen.
Fütterung
Gefressen wird im Grunde alles, Mückenlarven gefroren oder lebend, Cyclops , Wasserflöhe, Würmer aller Art, Rinderherz und sogar Trockenfutter. Wollen wir Nachkommen erzielen, sollten wir Würmer füttern. Aber nur einmal, höchsten zweimal in der Woche, um einer Verfettung besonders der Hoden und Eierstöcke vorzubeugen. Um gute Zuchttiere oder Nachzuchten zu erhalten, müssen wir abwechslungsreich füttern.
Bei der Nachzucht, die relativ leicht zu erzielen ist, gehen wir folgendermaßen vor: Man nehme ein fünf bis zehn Liter fassendes Becken, bringe die gleichen Wasserverhältnisse wie im Hälterungsaquarium ein. Zusätzlich werden Versteckmöglichkeiten in Form von Kokusnussschalenhälften, Moorkienwurzeln und Pflanzen eingebracht. Als Ablaichsubstrat bringen wir zwei Handvoll Fasertorf ein. Als Filterung dient ein kleiner Innenfilter mit einer Schaumstoffpatrone, die das Wasser klar hält und für den nötigen Sauerstoff sorgt. Haben wir unsere Zuchttiere vor dem Ansatz eine Woche nach Geschlecht getrennt und abwechslungsreich gefüttert, wird das Liebesspiel alsbald einsetzen. Fühlen sich unsere Kärpflinge wohl, werden wir bemerken, dass nach einer gewissen Eingewöhnungszeit das Männchen, wenn es seine Auserwählte erblickt, mit gespreizten Flossen und in seinen schönsten Farben leuchtend, das Weibchen umtanzt, um ihm zu imponieren. Es umtänzelt sein Weibchen immer wieder und versucht, es zum Laichplatz zu locken. Ist auch das Weibchen bereit, für Nachkommen zu sorgen, so folgt es dem Männchen bereitwillig.
Dichte Bepflanzung und dunkler Bodengrund (Torf- oder Mulmschicht) sind von Vorteil. Einige Versteckmöglichkeiten sowie gedämpfte Beleuchtung und Schwimmpflanzen sorgen für das Wohlbefinden der Fische. |
Sind beide am Ablaichsubstrat angekommen, schmiegen sie sich eng aneinander und ihre Körper bilden eine s-Form und unter zitternden Bewegungen werden Eier und Spermien in den Fasertorf geschleudert. Einige Sekunden später lösen sich die beiden leicht benommen voneinander und jeder schwimmt wieder seines Weges. So geht es weiter, bis der Eivorrat des Weibchens erschöpft ist. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, die Geschlechter zu trennen oder das abgelaichte Weibchen durch ein laichreifes Weibchen, oder mehrere, zu ersetzen. Nach einigen Tagen sollte man den Fasertorf aus dem Becken entfernen, um ihn auf Laichkörner zu untersuchen. Da die Eier sehr hartschalig sind, braucht man keine Angst zu haben, dass sie zerquetscht werden. Haben wir einige Laichkörner entdeckt, wird der Torf leicht ausgedrückt, um überflüssiges Wasser zu entfernen. Haben wir das bewerkstelligt, schütten wir vorsichtig den leicht angetrockneten Torf in einen Plastikbeutel. Einen Vorteil hat das Trockenlegen des Torfes nämlich, dass beim Aufgießen desselben fast alle Jungfische gleichzeitig schlüpfen.
Nach etwa zwei bis drei Wochen kontrollieren wir einige Laichkörner, ob die Embryos entwickelt sind, dies ist am vollentwickelten Auge erkennbar. Da die Eihaut sehr klar und lichtdurchlässig ist, werden wir mit der Kontrolle keine Probleme haben. Sind die Embryos nun voll entwickelt, überführen wir den Torf in ein kleines Becken und füllen das Becken zur Hälfte mit Leitungswasser. Schon nach etwa einer halben Stunde werden wir einige Jungfische erkennen. Am nächsten Tag überführen wir die Jungfische in ein Aufzuchtbecken mit gleicher Wasserqualität.
Nun beginnt die Fütterung mit Salinenkrebs-Nauplien. An ihren dicken rötlichen Bäuchen werden wir erkennen, dass sie großen Appetit haben. Ein guter Rat sollte noch erlaubt sein: Lieber viermal täglich wenig füttern, als einmal und zuviel. Sterben die Salinenkrebs-Nauplien im Aquarium ab, verschlechtert sich die Wasserqualität und die Sauerstoffkonzentration nimmt rapide ab und die gesamte Brut ist in Gefahr zu Sterben und das wollen wir ja nicht!
Nach einer bis zwei Wochen können wir schon Cyclops und Wasserflöhe reichen. Trotzdem sollte man weiterhin Salinenkrebs-Nauplien verfüttern, um Nachzügler im Wachstum auch satt zu bekommen. Das weitere Futter richtet sich nach der Größe des Fischmaules. Hat man nach zwei Monaten einen Schwarm dieser farblich wunderschönen Fische selber groß gezogen, werden wir wissen, dass sich die Mühe gelohnt hat. Will man Männchen mit lang ausgezogenen Spitzen erhalten, ist es sinnvoll, sie paarweise aufzuziehen.
Unter dem Mikroskop kann man auch die filigranen Strukturen der Flossenstrahlen von Fundulopanchax gardneri nigerianus studieren.
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Sonstiges
Da die Laichkörner von Fundulopanchax gardneri nigerianus sehr durchsichtig sind, können Sie, falls Sie eine Lupe, oder besser noch ein Mikroskop haben, das Wunder eines entstehenden Lebewesens beobachten. Zu diesem Zweck sind gleich nach dem Ablaichen einige Eier aus dem Torf abzuglauben und auf einen Objektträger mit etwas Wasser zu überführen. Noch besser ist es, wenn ein Objektträger mit einer Vertiefung verwendet wird, damit das Ei nicht zu Schaden kommt. Möglich ist es auch, kleine Wachsfüßchen unters Deckglas zu setzen, um den Laich vor dem Erdrücken zu schützen.
Zuerst werden wir, falls wir schnell genug waren, die Bildung der ersten Zelle erkennen. Je nach Art folgen in unterschiedlichen Abständen weitere Zellteilungen, bis der Dotter vollkommen umschlossen ist. Geben wir unseren Laichkörnern ein paar Tage Ruhe, können sie weiter beobachtet werden, wie sich dieser Zellhaufen zum fertigen Embryo entwickelt. Wir werden erkennen, wie sich das Auge entwickelt, die Arterien sich ausbilden, irgendwann das Herz anfängt zu schlagen und wie es einzelne Blutplättchen durch das System treibt.
Alle paar Tage werden wir neue Dinge entdecken. Es ist eine Faszination, die ersten Momente im Leben eines Fisches miterleben zu können. Es ist ein Wunder, an dem man teilnehmen kann.
Fotos: © Heinz Bela
© „ATInfo“ 12/2007