– In besonderer Gala –

Etroplus
maculatus
Bloch, 1795

 

 

 

 

 

 

 

 

 

von Otto Böhm

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Als ich das erste Mal bei
einem Bekannten die Goldform von Etro­plus maculatus (Bloch, 1795 sah,
musste ich nicht lange überlegen, um ein Paar dieser etwa 8 cm groß werdenden
Barsche mitzunehmen. Die Geschlechter bei der goldenen Form sind schwer zu
unterscheiden, denn Männchen als auch Weibchen se­hen fast gleich aus. Glaubt
man, ein sicheres Unterscheidungsmerkmal gefunden zu haben, muss man später
feststellen, dass dies eben nur auf ein einzelnes Individuum zutrifft und bei
einem anderen wieder fehlt. Die Weibchen sollen matter gefärbt sein und kein
Rot in den Flossensäumen haben. Sicher unterscheiden konnte ich nur Weib­chen
mit Laichansatz an seiner dunkleren Bauchhöhle. Mit meiner Neuerwerbung zuhause
angekommen, kam das Paar vorerst in ein 10-Liter-Aquarium mit etwas Javamoos
und einem Hohlziegel als Versteck. Dann wurde die Literatur nach Bio­topangaben
durchstöbert.

 

 

 

Die Heimat dieses Fisches sind
die Küstengebiete der Malabar und Koromandel in Vorderindien sowie auf Sri
Lanka, das ehemalige Ceylon. Das Vorkommen erstreckt sich von den
Brackwasserzonen bis etwa 120 km landeinwärts. Das subtropische Klima hat einen
Jahres-Durchschnitt von 27 °C. Am heißesten ist die Zeit vor dem Som­mermonsun.

 

 

 

 

 

 Der Indische Buntbarsch, Etroplus maculatus, bewohnt die mittleren
Wasserregionen des Aquariums. Der Punktierte Buntbarsch (so sein
weiterer Trivialname), ist im Normalfall friedlich.
© O. Böhm

 

 

 

 

 

 

Die Färbung dieses Cichliden ist
sehr variabel und die goldene Farbvariante wurde durch sorgfältige Selektion
herausgezüchtet. Es wurde erstmals im Jahre 1976 darüber berichtet, und dies
hat die Art in unseren Aquarien erst populär gemacht. Am ehesten kommt die
Erstbeschreibung von Bloch, welcher die Grundfarbe mit hellorange bis goldgelb
angibt, der goldenen Neuzüchtung aus Singapur nahe. Ansonsten sind besonders die
noch nicht voll adul­ten Tiere, so genannte „graue Mäuse“, und als Ladenhüter
bei den Händlern zu finden. Erstmals wurde E. maculatus im Jahre 1907
eingeführt, wurde aber von den bunteren afrikanischen und amerikanischen
Cichliden fast ganz ver­drängt und ist daher nur selten zu haben. Mit der
goldenen Form hat sich dies schlagartig geändert. Die Fische wurden zu
begehrten Pflegeob­jekten. Schade um die verdrängte Nominatform, denn sie sind
im zuchtfähigen Alter durchaus schöne Aquariumfische. Die „güldene Form“ hat
bereits im Kindesalter die Grundfarben der Eltern.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Haltung ist problemlos und,
obwohl immer wieder zu einem Seesalzzusatz geraten wird, lassen sie sich ohne
weiteres auch in reinem Süßwasser halten und züchten. Empfindlich gegen Was­serwechsel
sind sie nur dann, wenn dieses zu stark belastet ist. Das Verhalten der Neuen
war anfangs etwas scheu; sie wurden aber bald sehr zutraulich und nahmen sogar
das angebotene Futter von der Pinzette. Gefressen wurde alles, einschließlich
Trockenfutter Dass E. maculatus Pflanzen fressen soll, konnte ich nie
beob­achten und sollte dies, wie in der Literatur angegeben, wirklich vor­kommen,
so ist dies sicherlich nicht erwähnenswert. Ich kann die­se Art nur empfehlen;
sie ist friedlich, gräbt nicht, und kann zu den kleinen Cichliden gezählt
werden. Nur in der freien Natur können sie acht Zentimeter groß werden, im
Aquarium höchstens sechs Zentimeter.

 

 

 

 Der Indische Buntbarsch – im
Bild die goldene Farbvariante – ist ein idealer Anfängerfisch, an dem
jeder Aquarianer die entzückende Brutpflege (beide Eltern bewachen
Laich und Jungfische) in Ruhe genießen kann.
© O. Böhm

 

 

 

 

 

Bei kräftiger und
abwechslungsreicher Fütterung hatte das Paar bald an einem senkrechten Stein
abgelaicht. Bei vielen nachfol­genden Zuchten wurde immer wieder die
lichtabgewandte, senk­rechte Seite des Hohlziegels als Ablaichplatz ausgewählt.
Höhlen wurden nie aufgesucht und flache, senkrechte Flächen wurden auch von
anderen Paaren bevorzugt. E. maculatus führen ein har­monisches Eheleben
und sind vorzügliche Eltern. Der Laichplatz wird sorgfältig, nach Cichlidenart,
gereinigt und die Eier an kurzen Fäden angeheftet. Die Zahl der einzelnen
Gelege schwankt zwi­schen 120-360 Eiern, die von beiden Elternteilen gleich fürsorglich
bewacht, befächelt und gereinigt werden. Bei soviel Aufmerk­sam­keit verpilzen
nur sehr wenige Eier, die sofort ausgepickt werden. Die Eier sind anfangs
durchsichtig grau und werden mit zunehmen­der Entwicklung der Embryonen immer
dunkler Bei 26 °C. schlüp­fen die Jungen nach fünf bis sechs Tagen mit Hilfe
der Eltern, die sie aus der umhüllenden Schale befreien. Sie zappeln anfangs am
Boden und sehen, noch größtenteils aus einem Dottersack bestehend, noch keinem
Fisch ähnlich.

 

 

 

 

 

 

 

 

Sind alle Jungen geschlüpft,
werden sie mit dem Maul in eine, meist schon vorher ausgehobene flache Grube
transportiert und bis zum Freischwimmen immer von mindestens einem Elternteil
bewacht. Die anfangs schwarzen Jungen werden von Tag zu Tag schlanker und
nehmen immer mehr die gelbe Farbe der Eltern an. Sie sind im­mer in zappelnder
Bewegung und ihre ersten Schwimmversuche gleichen mehr einem Hochhüpfen vom
Boden. Etwa am zehnten Tag schwimmen sie frei über dem Boden und wehe dem
Eindringling, der den Jungen zu nahe kommt. Selbst die menschliche Hand wird
vehement angegriffen.

 

 

 

 Ein Schwarm Jungfische des Indischen Buntbarschs, Etroplus maculatus, im Aquarium des Verfassers.
© O. Böhm

 

 

 

 

 

Nun ist der Augenblick gekommen,
die Jungen erstmals zu füttern. Salinenkrebs-Nauplien eignen sich dafür sehr
gut und werden so­fort angenommen. In kleinen Becken ist die Nitratanreicherung
sehr hoch und die Jungen wachsen dann sehr langsam; ein öfterer Wasserwechsel
ist deshalb notwendig. Ich setzte deswegen die Jungen nach vier Wochen in ein
130 cm langes Becken um. Sie blieben auch ohne die Alttiere dicht zusammen und
es war ein erhebender Anblick, einen Schwarm von 360 Tieren in Schwarmbewegung
da­hinziehen zu sehen, die Übereinstimmung und Gleichzeitigkeit der Bewegungen
aller Einzelwesen, die sich in derselben Richtung be­wegen. Dem Fisch an der
Spitze wird gefolgt, doch wechselt der Führer ganz zufällig mit der
Fortbewegung. Es gibt in diesem Schwarm keine Trennung und es ist einem
einzelnen Exemplar gar nicht möglich, in Gegenrichtung zu schwim­men. Eine
Auflocke­rung des Schwarm erfolgt nur bei der Fütterung. Bei E. maculatus
handelt es sich um keinen Temporärschwärmer, wie man sie in großen Seen oder im
Meer findet. Die Vereinigung zum Schwarm findet nur im juvenilen Alter statt
und beruht hauptsächlich auf der Neigung dieser Altersgruppe, sich einander
zuzugesellen. Gegen Räuber bietet der Schwarm Schutz, da diese visuell
irritiert werden. Geeignete Schwarmbeobachtungen können nur in größeren Becken
gemacht werden.

 

 

 

 

 

 

 

 

Cichliden sind Individualisten,
die sich in kein Schema pressen las­sen. Sie führen ihr Leben nach eigenen
Grundsätzen und können sich oft erheblich voneinander unterscheiden. Dem
Pfleger brin­gen sie immer wieder Überraschungen. Ich glaubte ebenfalls, mein
Zuchtpaar zu kennen, und als es bereits mehrmals das Gelege problemlos
aufgezogen hatte, brachte ich es zwecks besserer Beobachtung in einem größeren
Becken unter. Die Steine wurden genauso aufgestellt und die Tiere zeigten nach
dem Umsetzen ihr natürliches Verhalten. Sie laichten auch wieder programmgemäß
ab und pflegten ihr Gelege. Tagtäglich wurden die Eier jedoch weni­ger und am
vierten Tag waren sie restlos aufgefressen. So etwas kommt bei Cichliden gar
nicht so selten vor und die Gründe sind meist junge Zuchtpaare oder Störungen
während des Brutge­schäftes. Dies ereignete sich aber viermal hintereinander
und ich war schon der Meinung, dass meinem Paar das Eierfressen zur Ge­wohnheit
geworden sei. Plötzlich klappte es ohne vorgenommene Änderung bei der Haltung
wieder wie vorher und jede Brut wurde fürsorglich gepflegt.

 

 

 

 

 

 

Die Ursache dürfte im
Hormonhaushalt zu suchen sein und das Umsetzen dürfte genügt haben, den
Brutpflegeinstinkt zu stören. Es fehlten dazu die notwendigen, stimulierenden
Hormone, die durch die endokrinen Drüsen nur unter bestimmten Voraussetzun­gen
erzeugt werden. Die Drüsentätigkeit regelt das Fortpflanzungs­verhalten der
Fische. Für jede Gattung und Art gibt es dafür be­stimmte Temperaturbereiche
und es werden die notwendigen Ge­schlechtsauslöser nicht produziert, solange
fehlende Licht- und Wärmeänderungen nicht vorhanden sind.

 

 

 

 

 

 

Die Änderungen werden durch die
Augen und Nervenendungen in der Haut wahrgenommen und an die endokrine Drüse
(Hypophyse = Hirnanhangdrüse) weitergeleitet. Einsetzender Regen kann ebenfalls
als Laichstimulanz fungieren. Zur Zeit der Überschwem­mung laicht der
überwiegende Teil der Fische. Bei E. maculatus ist außer den genannten
Umgebungsfaktoren auf die Laichzeit noch zusätzlich das Brutpflegeverhalten
vorhanden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Mit freundlicher Genehmigung der Redaktion der ATInfo und des Autors.

 

 

 

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