Die Australische Riesenstabschrecke Eurycnema goliath (Gray)

Die Australische Riesenstabschrecke Eurycnema goliath  (Gray)

– ein schwieriger Pflegling? –

Dipl.-Biol. Sascha Eilmus

Herkunft

Australien. Die Art ist dort von vielen, aber oftmals weit entfernt auseinander liegenden Orten bekannt. Sie scheint eher ost- bis mittel-australisch verbreitet zu sein.

Beschreibung

Diese halte ich nur kurz, da entsprechende Bilder dem Aufsatz beigefügt wurden. Die leuchtend grün, gelb, türkis, weiß und violett gefärbten Weibchen können über 22 cm lang und etwa daumendick werden. Durch Flügelrascheln und Zusammenschlagen der Hinterbeine versuchen sich die Weibchen gegen Angreifer zu verteidigen.

Die überwiegend gleich gefärbten Männchen sind deutlich schlanker und erreichen maximal 15 cm Länge. Die Männchen sind flugfähig.

 

Eurycnema goliath Kopf eines Weibchens.

 

 

Die Nymphen unterscheiden sich in ihrer Färbung stark von den Imagines. Sie sind fahlgrau, braun oder fast anthrazit und sind so zwischen dürren Zweigen hervorragend getarnt.

 

Die fast rechteckigen Eier sind etwa 5 mm lang und bis 4 mm breit. Ihre Grundfarbe ist grau mit dunkler Marmorierung. Im Laufe der Embryonalentwicklung werden die Eier oft einfarbig dunkelgrau. Sie tragen auf dem Operculum ein auffälliges Capitulum, das orange, gelb, beige oder weiß gefärbt sein kann. Die Weibchen legen durchaus unterschiedliche Typen von Eiern und es ist auch schon vorgekommen, dass ein Weibchen Eier legte, denen stets das Capitulum fehlte. Auch solche Eier waren jedoch voll schlupffähig. Anders, als oft beschrieben, werden die Eier einfach zu Boden fallen gelassen. Dafür wird jedoch der Kot meist schwungvoll weggeschleudert.

Übrigens: Eurycnema goliath ist das zweitgrößte Insekt Australiens. Nur Acrophylla titan ist mit 25 cm Körperlänge geringfügig größer.

 

Eier von Eurycnema goliath .

 

 

Terrarium

 

Als Terrarium zur Aufzucht und Haltung erwachsener Tiere haben sich Raupenkästen, die mit Gaze bespannt sind, bewährt. Glasterrarien, in denen feuchte Luft steht, vertragen die Tiere nicht. Nur Larven im ersten Stadium (unmittelbar nach dem Schlupf) benötigen eine geringfügig höhere Luftfeuchte. In einem Raupenkasten von 60 cm Höhe und einer Grundfläche von 30 x 30 cm können meiner Erfahrung nach maximal 3 Weibchen und einige Männchen untergebracht werden. Junge bis mittelgroße Nymphen vertragen auch hohe Bestandsdichten. Weibliche Nymphen im letzten Larvenstadium halte ich jedoch stets getrennt von anderen Larven und Männchen, um Unfälle bei der Reifehäutung der Nymphen zu vermeiden.

Weibchens von Eurycnema goliath .

 

Die Terrarien benötigen außer den Futterpflanzen keinerlei Einrichtung. Um den oberen Raum des Raupenkastens auf tagsüber erforderliche 25 bis 30 °C aufzuheizen, befindet sich 30 cm über dem Raupenkasten ein 60 W-Strahler, der 12 Stunden am Tag eingeschaltet ist. Damit die Tiere auch tagsüber aktiv sind und fressen, habe ich an jedem Raupenkasten einen Ventilator (PC-Lüfter oder dergleichen) installiert, der über eine Zeitschaltuhr 8 mal täglich für bis zu 15 Minuten eingeschaltet wird. Dadurch wird Wind imitiert, der auch in Australien für eine gelegentliche Tagaktivität der Tiere sorgt.

 

Pärchen von Extatosoma tiaratum tiaratum .

 

Futter

 

Die wichtigsten Futterpflanzen für diese Art stellen Eukalyptus-Arten dar. Nymphen füttere ich ausschließlich mit Eukalyptus, Imagines gelegentlich und nur zusätzlich mit Eichenlaub. Eukalyptus lässt sich vor allem im Winterhalbjahr vom Floristen als Schnittgrün beziehen. Findet man einen kooperativen Floristen, kann dieser auch im Sommer stets Eukalyptus (dann aber meist zu geringfügig höheren Preisen: zwischen 1,0 bis 3,0 E pro Bund) besorgen.

Weibchen von E. t. tiaratum.

Der bei uns erhältliche Eukalyptus stammt aus dem Mittelmeerraum und ist in der Regel nicht mit Pflanzenschutzmitteln behandelt. Sicherheitshalber dusche ich den Eukalyptus jedoch mit lauwarmem Wasser ab. Im Gegensatz zu allen anderen Schnittpflanzen sollte man Eukalyptus nicht schräg anschneiden. Er hält sich tatsächlich besser, wenn man ihn glatt anschneidet und sofort in lauwarmes Wasser stellt.

Den so vorbereiteten Eukalyptus stelle ich in geeigneten, sauberen Vasen in den Raupenkasten und setze die Tiere dazu. Durch das Befühlen der Blätter kann man leicht feststellen, ob der Eukalyptus noch frisch ist. Spätestens wenn die Blätter spröde brechen (oder keine Blätter mehr an den Zweigen sind), sollte man den Eukalyptus wechseln. Wichtig: Weder Larven noch Imagines dürfen mit Wasser besprüht werden (wie dies bei anderen Phasmiden unerlässlich ist). Es könnte zu Durchfallerkrankungen und schließlich zum Tod der Tiere führen. Eurycnema goliath ist schon ab dem ersten Larvenstadium in der Lage, ihren gesamten Wasserbedarf aus dem Eukalyptuslaub zu decken. Deshalb ist es wichtig, stets auf frischen Eukalyptus zu achten.

Zucht

Die Zucht dieser Art gestaltet sich leicht: Die Weibchen produzieren große Eimengen. Die Eier werden abgesammelt und auf ein nur leicht feuchtes Kies-Sand-Gemisch oder Vermiculit gebettet. Nach 4 Monaten schlüpfen die ersten Nymphen, aber auch nach einem Jahr oder sogar noch mehr Zeit kann noch mit dem Schlupf gerechnet werden. Gelegentliches Besprühen der Eier fördert hierbei den Schlupf.

Eurycnema goliath Weibchen

 

 

Die frisch geschlüpften Nymphen kommen zunächst in ein kleines Kunststoffterrarium in dem die Luftfeuchte etwas höher ist als im Gaze-Käfig (aber nicht besprühen!). Alternativ können sie auch auf einer Eukalyptus-Pflanze, die mit Gaze umhüllt ist, gehalten werden. Nach der ersten Häutung können die Larven aber schon umgesetzt werden. Nach nur 3 bis 4 Monaten bei optimalen Temperaturen (25 bis 30 °C) und einer guten Futterversorgung, werden die ersten Männchen nach etwa 4 bis 41/2 Monaten die ersten Weibchen adult. Wöchentlich sollte zudem sämtlicher Kot entfernt werden. Auch alter Kot im Terrarium kann zum frühzeitigen Tod der Imagines führen.

Paar von Eurycnema goliath .

 

 

Zusammenfassung

Schafft man optimale Bedingungen (Raupenkasten mit Strahler; 25 bis 30 °C, stets frischer Eukalyptus), dann ist diese Art erfolgreich und ohne große Verluste während der Larvenstadien zu züchten. Der wöchentliche Arbeitsaufwand beschränkt sich bei mir auf einmaliges Wechseln der Futterzweige, das Entfernen des Kots und das Absammeln der Eier. Sind diese Voraussetzungen erfüllt, ist Eurycnema goliath ein dankbarer und imposanter Terrarien-Pflegling.

Summary

Eurycnema goliath is one of the biggest australian insects and even one of the biggest and most colourful phasmids of the world. Only a few species of the genera Phobaeticus , Pharnacia (both: southeast Asia) and Acrophylla ( A. titan from Queensland , Australia ) are bigger. Rearing this species is a bit more difficult than other phasmid species. They need a high temperature of about 25 °C to 30 °C at day and almost 20 °C at night. A very airy and large cage is needed to simulate the dry climate conditions of their natural habitat in Australia (never spray with water – also the young nymphs!). But to get the right food plant E. goliath feeds on is the biggest problem. They are easily reared on eucalyptus (All offered species of eucalyptus at plant markets in Europe can be used as food plant), but also acacia. Bramble ( Rubus sp.) and  oak ( Quercus sp.)  can only be used as food additionally to eucalyptus. If these conditions can be guaranteed, rearing this spectacular species is very easy in captivity.

Ähnliche Arten und Arten mit ähnlichen Ansprüchen

Neben E. goliath werden noch zwei weitere Eurycnema -Arten gehalten: E. osiris (ebenfalls aus Australien) und E. versirubra (parthenogenetisch; aus Sumatra und Java). Weitere Arten aus Australien, die unter ähnlichen Haltungsbedingungen gepflegt werden können, sind Acrophylla -Arten ( A. titan , A. wuelfingi ), Ctenomorphodes briareus , Extatosoma -Arten und Tropidoderus childreni . Diese Arten können z. T. mit Brombeere und Eiche zugefüttert werden.

Weitere interessante Informationen zum Thema finden sie unter: www.insectissima.de

Literatur: Seiler, C. (1999): Eine Anleitung zur erfolgreichen Haltung und Zucht von Eurycnema goliath (Phasmatodea: Phasmatinae).- Entomol. Z., 109 (5), 217-221.

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